Fieber (3-Tage-Fieber) Ó kinderpraxis-juelich (Mai-09)
Allgemeines
Auch hohes Fieber ist bekanntlich bei Kindern nicht ungewöhnlich. Schon beim älteren Säugling steigt die Körpertemperatur gerade bei den harmlosen Virusinfekten oft schnell auf Werte über 40 Grad an. Der rasche Fieberanstieg ist ausgesprochen typisch. Dabei kann es gelegentlich auch schon einmal zum Fieberkrampf kommen. Natürlich sollte unbedingt auch an ernste Krankheiten wie Hirnhautentzündung oder Blutvergiftung gedacht werden. Eine ärztliche Untersuchung vor der Nacht ist daher immer anzuraten!
Außer einer geringen Rachenrötung und/oder Schnupfen finden sich jedoch meist keine Krankheitszeichen. Oft aber tritt nach ziemlich genau drei Krankheitstagen zusammen mit dem Abfall des Fiebers ein (Röteln-ähnlicher) Hautausschlag an Bauch, Rücken und Gesicht auf. (Nicht selten ist das Kind auch dann noch einmal sehr unruhig!)
Fieber hat nichts mit den Zähnen zu tun!
(Das Ammenmärchen vom "Zahnfieber" stammt aus Zeiten, als noch jegliches Wissen um Infektionserreger wie Bakterien oder Viren fehlte. Bei den meisten Säuglingen wird das sog. "3-Tage-Fieber", eine Infektion durch das HHV 6-Virus, im Alter von 9 bis 18 Monate beobachtet, also dann, wenn auch die ersten Zähne kommen.)
Unsere wichtigsten Ratschläge:
1. Das fiebernde Kind braucht Ruhe und Zuwendung. Hektische und überbesorgte Eltern sind wenig hilfreich!
2. Geben Sie reichlich Flüssigkeit z.B. in Form von Tee mit Traubenzucker (s.a. bei Magen-Darm-Krankheit).
3. Ein Fieberzäpfchen zur Nacht ist bei Säuglingen und Kleinkindern meist angebracht. Notfalls kann die Gabe nach 6 bis 8 Stunden wiederholt werden.
4. Wadenwickel verhindern Unruhe und Fieberträume in jedem Alter und können bei älteren Kindern das Fieber oft schon alleine ausreichend kontrollieren:
- dem Säugling oder Kleinkind dicke Wollsocken über die Strumpfhose ziehen
- dem älteren Kind je ein Gästehandtuch um die Waden wickeln,
- mit lauwarmem Wasser (vom Pampersrand an abwärts) anfeuchten,
- ein Gummituch (oder eine aufgeschnittene Plastiktüte) darunter legen und
- das Wasser an der warmen Zimmerluft verdunsten (und abkühlen) lassen.
- Falls nötig, nach einigen Stunden(!) neu anfeuchten...
häufig gestellte Fragen:
N.N.:
Ab welcher Höhe wird das Fieber für mein Kind gefährlich?Dr. Weitz.: Es wäre sicher geschickter, sich nach dem Allgemeinzustand seines Kindes zu richten als nach der Höhe des Fiebers in Celsius-Graden. Grundsätzlich ist Fieber die wirksamste Abwehrmaßnahme sowohl gegen Virus- als auch Bakterieninfektionen, solange keine Antibiotka angezeigt sind.
N.N.: Was kann ich gegen Fieberträume oder Fantasieren tun?
Dr. Weitz.: Rasche Beruhigung verspricht der kalte Waschlappen auf die Stirn. Danach kann man in Ruhe Paracetamol geben und 10-15 Minuten später die Wadenwickel anlegen ...
N.N.: Warum warme, und nicht kalte, Wadenwickel?
Dr. Weitz.: Nicht selten hat Ihr fieberndes Kind extrem kalte Beine und Arme. Betrachten Sie dies bitte als eine sinnvolle Energiespar-Maßnahme des Organismus in Streßsituationen (z.B. bei Infektabwehr)! Unter diesen Umständen sind kalte Umschläge zur Fiebersenkung natürlich total unsinnig! Deshalb auch unsere Empfehlung, die Beinchen erst mal mittel warmer Wickel auf zu wärmen, um die Durchblutung wieder in Gang zu bringen. Erst danach kann dem Körper überschüssige Wärme durch die Wickel entzogen werden...
N.N.: Die Wadenwickel helfen nicht! Mach ich etwas falsch?
Dr. Weitz.: Achten Sie unbedingt darauf, daß die nassen Wickel offen liegen und das Wasser an der warmen Zimmerluft verdunsten kann. Auf keinen Fall mit trockenen Umschlägen zuwickeln, mit der Bettdecke zudecken oder sogar mit Plastikfolie einhüllen. Die Plastikfolie (oder das Gummituch) gehören unter(!) die nassen Beine, damit das Wasser nicht in die Unterlage versickert! Wadenwickel werden nicht gewechselt, sondern erst dann wieder angefeuchtet, wenn sie nach einigen Stunden trocken sind.
N.N.: Der Bereitschaftsarzt hat meinem Kind Nurofen®
verschrieben, ist das besser als Paracetamol?Dr. Weitz.: Ja, aber nur für den Hersteller! Ihrem Kind sollten Sie lieber, wenn überhaupt nötig, nur das bewährte Paracetamol verabreichen. Dessen Nebenwirkungen sind nur bei deutlicher Überdosierung zu befürchten. Die Einnahme von Nurofen® dagegen führt selbst bei korrekter Dosierung regelmäßig zu einer Hemmung der Bildung von Blutplättchen im Knochenmark! Und wenn das mal aus dem Ruder läuft, was dann?
Die Empfehlung, das Fieber mit Paracetamol und Nurofen® im dreistündigen Wechsel zu senken, ist einfach schlechte Medizin!!!
N.N.: Mein Kind will kein Fieberzäpfchen, kann ich keinen Fiebersaft bekommen?
Dr. Weitz.: Aus Suppositorien werden Wirkstoffe wesentlich schneller und wirksamer in den Körper aufgenommen als bei oraler Eingabe, sie können nicht erbrochen werden und wirken beinahe so schnell wie eine Spritze!
Merke: Fiebersäfte
(und Hustensäfte) stehen auf der Hitliste der Vergiftungsunfälle bei Kindern ganz oben! Selbst bei größter Sorgfalt von Eltern und Großeltern kann gerade im Zusammenhang mit der Erkrankung eines Kindes eine chaotische Situation entstehen, die es dem gesunden Geschwister z.B. erlauben, unbemerkt seine Neugier zu befriedigen und die Flasche auszutrinken!!!Im Forum der Kinderpraxis können Sie Ihre Erfahrungen mit anderen Eltern austauschen,
für weitere Fragen steht Ihnen aber natürlich auch unser PraxisTeam gerne zur Verfügung ...
zuletzt aktualisiert am 12.05.2009 (RW)