Überblick
Im Alter von 6 Monaten bis etwa 4 Jahren kann das gerade auch beim harmlosen Virusinfekt rasch ansteigende Fieber zu einer starken Überreizung des labilen kindlichen Gehirns mit Auslösung eines Krampfanfalls führen.
Für die betroffenen Eltern ist der Anblick ihres tief bewußtlosen und krampfenden Kindes nicht nur beim ersten Mal ein schwerer Schock. Unweigerlich muß bei ihnen der Eindruck entstehen, das Kind könne im Anfall sterben. So wird der meist nur wenige Sekunden dauernde Fieberkrampf vom hilflosen Zuschauer wie eine Ewigkeit empfunden.
Die Aufregung ist zum Glück meist völlig überflüssig. Tatsächlich lösen sich fast alle derartigen Krampfanfälle nach wenigen Sekunden von selbst. Es schließt sich ein unterschiedlich langer Nachschlaf (wie nach einer Gehirnerschütterung) an. Danach erwacht das Kind langsam, ohne sich an das Geschehene zu erinnern.
Das Gehirn des Kindes nimmt praktisch nie Schaden. Fast alle anschließend abgeleiteten EEGs sind normal. Eine Überleitung in echte Epilepsie ist die große Ausnahme.
Die "Behandlung" sollte sich deshalb bei Fieberkrämpfen darauf beschränken, die Körpertemperatur durch Fiebermittel und Wadenwickel möglichst rasch zu senken, das Anfallsbild zu beobachten und eventuell behandelbare Fieberursachen zu bekämpfen.
Sicherheitshalber sollte immer ein Arzt angerufen werden, damit er notfalls eingreifen kann. Die Anwendung von krampflösenden Medikamenten (Diazepam® rektal) durch die Eltern ist selten nötig. Die Möglichkeit, im Ernstfall selbst eingreifen zu können, stellt aber eine große moralische Hilfe für die Eltern eines krampfenden Kindes dar.
häufig gestellte Fragen
N.N.: Warum krampft ein Kind bei Fieber?
Dr. Weitz.: Das kindliche Gehirn ist noch relativ einfach strukturiert, die Nervenfasern sind noch nicht besonders gut gegeneinander isoliert, sodaß ein plötzlicher Hitzestreß leicht zu einer Synchronisation der elektrischen Impulse - in der Art eines Kurzschlusses - führen kann.
N.N.: Was kann ich tun, damit mein Kind keinen Fieberkrampf bekommt?
Dr. Weitz.: Da der erste Krampfanfall fast immer sofort im Beginn einer fieberhaften Erkrankung eintritt, kann man sich eigentlich kaum vorbereiten. Meine persönliche Erfahrung ist jedoch, daß überproportional viele Migrantenkinder zu Fieberkrämpfen neigen. Mir scheint ein Zusammenhang mit zu warmer Kleidung wegen übertriebener elterlicher Sorge vor "Erkältungen" plausibel...
N.N.: Ab welcher Fieberhöhe wird es für mein Kind gefährlich?
Dr. Weitz.: An und für sich ist Fieber als Abwehrmaßnahme gegen eine akute Infektionskrankheit ja sogar erwünscht; aber wenn Ihr Kleinkind tatsächlich zu Fieberkrämpfen neigt, dann kann es auch schon mal bei Temperaturen über 38 Grad krampfen.
N.N.:
Wann soll ich eine Diazepam®-Rectiole geben?Dr. Weitz.: Eine medikamentöse Prophylaxe von Fieberkrämpfen ist völlig überflüssig, da ganz sicher keine bleibenden Schäden befürchtet werden müssen. Wenn Sie aber alle fiebersenkenden Maßnahmen (Paracetamol und Wadenwickel) ausgeschöpft haben, und Ihr Kind trotzdem krampft, können Sie eine Rectiole mit 5 mg Diazepam auch ohne ärztlichen Rat anwenden. Darüber hinaus sollten Sie aber unbedingt einen Arzt zu Hilfe rufen!
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für weitere Fragen steht Ihnen aber natürlich auch unser PraxisTeam zur Verfügung ...
zuletzt aktualisiert am 03.01.2004 (RW)