Eine verzögerte Sprachentwicklung sollten Sie vermuten, wenn Ihr Kind im zweiten Lebensjahr seinen Wortschatz nicht in kurzer Zeit rasant vergrößert; Sprachstörungen dagegen können in jedem Alter auftreten.
Als wichtigste Voraussetzung der ungestörten (geistigen und) Sprachentwicklung gelten intensiver Haut- und Blickkontakt vom ersten Lebenstag an!
Geben Sie ein Vorbild!
Ihr Kind wird zwar zunächst seine eigene Stimme kennenlernen und spielerisch seine Lippen- und Zungenbeweglichkeit üben; aber wenig später sieht und betastet es dann auch sein Spielzeug, hört auf fremde Geräusche und horcht auf die Stimme der Erwachsenen.
Da ihr Kind während seiner ganzen Entwicklung die Sprache von uns Erwachsenen nachahmt, ist es wichtig, daß vor allem Sie selbst ihm ein gutes Vorbild sind! Nur wenn Sie langsam, deutlich und in einfachen Sätzen sprechen, kann Sie ihr Kind richtig verstehen und dann auch versuchen, Ihre Wörter und Sätze zu wiederholen.
Um seine Aussprache zu verbessern, können Sie beim Sprechen Gegenstände oder Bildkärtchen (z.B. Lottino®) an den Mund halten während Sie darauf achten, daß Ihr Kind Sie beim Benennen ansieht. So kann es leichter Ihre Mundbewegungen nachahmen. Betonen Sie den Laut, dessen Aussprache dem Kind noch besonders schwer fällt.
Da Ihr Kind sprechen lernt, indem es Sprache hört und allmählich versucht, sie nachzuahmen, ist es ungeheuer wichtig, daß Sie sich so oft wie möglich mit ihrem Kind sprachlich beschäftigen. So können Sie z.B. schon während der Hausarbeit und der Versorgung Ihres Kindes mit ihm über die Tätigkeiten sprechen, die Sie gerade verrichten. Lassen Sie ihr Kind im Haushalt wo immer möglich mithelfen und geben Sie ihm dabei ganz nebenbei kleine Aufträge. So können sie es zum Sprechen herausfordern und seine Sprache verbessern. Ganz besonders aber beim Spielen können Sie ihrem Kind mit sprachförderndem Material Anregungen geben. Nehmen Sie sich täglich möglichst ein- bis zweimal die Zeit, für 15 bis 30 Minuten ganz allein mit ihm zu spielen. Sorgen Sie für eine ruhige Atmosphäre. Das Kind darf sich keinem Leistungsdruck ausgesetzt fühlen! Nur so kann es spielerisch lernen!
Übung der Handgeschicklichkeit
Durch folgende Spiele können Sie Ihr Kind bei seinen Bemühungen unterstützen:
Mit Perlen, Knöpfchen, Steinen, Bonbons usw. kann man spielerisch
● sortieren nach Farbe, Form oder Größe
● zu einer bestimmten Menge Knöpfe eine gleiche Menge Perlen zuordnen
● Bausteine in eine bestimmte Reihenfolge legen, die Ihr Kind nachlegen soll.
( z.B. rot - blau - rot - blau oder klein - klein - groß - klein - klein)
Ihr Kind lernt greifen, bauen, schrauben, stecken mit seinem ersten Spielzeug:
● Formbox, Scheibenturm, Steckbrett, Würfel und Fässer verschiedener Größe, Knetgummi usw.
● schneiden, kleben, schrauben, sortieren (Besteck), gezielt greifen (Wäscheklammern).
Sprachanregung
Wiederholen Sie die ersten Sprach- und Lautäußerung möglichst im gleichen Tonfall. So wird Ihr Kind zu weiterem Sprechen angeregt. Benutzen Sie einfache Laute für immer dieselben Dinge, Tätigkeiten oder Situationen:
O = Staunen A = Freude
Ei = beim Streicheln Au = Schmerz
Mm = lecker (usw.)
Verwenden Sie ungeniert Kindersprache, damit Ihr Kind altersgemäß sprechen lernt:
Tut-tut = Auto Sch-sch = Eisenbahn
Tick-tack = Uhr Bim-bam = Glocke
Wau-wau = Hund Mi-mi = Katze
Muh-muh = Kuh Ta-ta = spazieren
Richtige Reaktion auf falsche Sprache
Die fehlerhafte Sprache Ihres Kindes kommt sicher nicht durch "bösen Willen" oder "Faulheit" zustande, sondern vielmehr dadurch, daß seine Sprechwerkzeuge, aus welchen Gründen auch immer, noch zu ungeschickt sind..
Wenn Sie sich mit ihrem Kind unterhalten, sollten Sie folgende Punkte unbedingt beachten:
● Seien Sie ihrem Kind ein guter Zuhörer!
● Unterbrechen Sie es möglichst nicht!
● Haben Sie immer Zeit und Ruhe, wenn es etwas sagen will!
● Weisen Sie ihr Kind nie auf Fehler in Aussprache oder Satzbau hin!
● Verbessern Sie es nicht ("das heißt nicht ... sondern es heißt ...")!
● Spricht Ihr Kind etwas falsch aus, sagen Sie ihm statt dessen einfach das Wort oder den Satz noch einmal richtig und deutlich vor!
● Drängen Sie ihr Kind nie zum Nachsprechen ("sag doch mal ...")!
● Loben Sie ihr Kind, wenn es versucht, Sie nachzuahmen und wenn es etwas richtig gesagt hat.
Am besten lernt Ihr Kind wie bereits gesagt, wenn Sie sich jeden Tag für 15 bis 30 Minuten ganz gezielt, aber spielerisch mit ihm beschäftigen. Machen Sie daraus aber bitte keine Schulübung, sonst wird Ihr Kind ganz schnell die Lust verlieren!
Spiele zur Sprachförderung
● Rollenspiele ( Puppenspiele, Kaufladen)
● Bilderbücher (u.a.: Kinderduden, Dick Bruna, Ali Mitgutsch, Janosch, Leonni)
● Märchen erzählen (wenige sehr oft erzählen)
● Kinderreime und Kinderlieder
● Gesellschaftsspiele (Memory, Domino, Lotto, Lottino)
Konzentrations- und Gedächtnisspiele
● Ein Bildkärtchen (z.B. Memory) kurz zeigen - Ihr Kind soll das Bild benennen.
● drei oder mehr Kärtchen in beliebiger Reihenfolge vorlegen - mischen - Ihr Kind soll die Folge nachlegen.
● einige Kärtchen auf entfernten Tisch legen - Sie erteilen den Auftrag, drei oder mehr zu bringen.
● drei oder mehr Kärtchen dürfen eine Zeitlang angesehen werden - dann verdecken und aus dem Gedächtnis aufzählen lassen.
● Kofferpackenspiel (Ravensburger Spiel)
● Ich sehe was, was Du nicht siehst, Teekesselchen raten
Mundgeschicklichkeit üben
● Blasinstrumente
● Teller, Lutscher ablecken
● Pusten (Luftballon, Seifenblasen)
● Strohhalmtrinken
● Zunge rausstrecken
● Schmatzen, Küßchen geben
Handgeschicklichkeit üben
● schrauben, kneten, malen, stecken. fädeln, schneiden, falten, usw.
Hörempfindung trainieren
● Rhythmen nachklatschen, -klopfen, -stampfen, -trommeln.
● Silbenzahl von Worten oder Sätzen nachklatschen.
● Blind herausfinden, worauf geklopft wurde.
● Wörter sammeln, die mit dem gleichen Laut beginnen
Interessante Links ins Internet:
Für alle weiteren Fragen steht Ihnen unser PraxisTeam gerne zur Verfügung ...
zuletzt aktualisiert am 04.10.2006 (RW)