Unser Kinder- und Jugendarzt Dr. Rudolf Weitz informiert Sie
zum Thema Pockenimpfung:
1972 wurden in Deutschland die letzten routinemäßigen Pockenschutzimpfungen durchgeführt.
Bei meiner ältesten Tochter Isabel habe ich trotzdem 1973 im Alter von 12 Monaten, unter entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen, noch die Pocken-Erstimpfung durchgeführt. Als wenige Jahre später unsere beiden jüngeren Kinder an der Reihe wären, hatte man die Welt bereits für "pockenfrei" erklärt, so dass sich das Thema scheinbar für uns erledigt hatte..
Trotzdem wurde das so genannte "Wildvirus" unverständlicherweise (aus Prestige-Gründen?) in ausgewählten Labors in Russland, Frankreich und USA künstlich weiter am Leben gehalten; es war also nicht "ausgestorben"!
Die Blauäugigkeit von Wissenschaftlern könnte kaum eindrucksvoller demonstriert werden! Auf der anderen Seite kann man nicht verstehen, wie blinder Fanatismus zu jeder Greueltat, im Fall eines Pockenausbruchs sogar zu kollektivem Massen-Selbstmord führen kann!
Unsere gegenwärtige Gesundheitsministerin hat 50 Millionen Impfdosen in Aussicht gestellt, um "für den schlimmsten Fall gerüstet zu sein". US-Präsident George (dabbelju) Bush (junior) hat sich als Beispiel für seine Soldaten bereits selbst impfen lassen. Der Präsident ist aber nicht ernstlich gefährdet, da er wie die meisten anderen über 30-jährigen einen ausreichenden Pockenschutz haben dürften.
Die Pocken-Auffrischimpfungen waren aber immer schon ziemlich risikolos. Komplikationen gab es fast nur nach den Erstimpfungen im Kleinkindalter. Man musste zur Zeit der Pflichtimpfungen, noch vor 30 Jahren, mit ca. 150 Todesfällen, und doppelt so vielen bleibenden Impfschäden, pro Jahr nach der Pocken-Erstimpfung (in den alten Bundesländern) rechnen.
Wenn man heute 30 Jahrgänge nachträglich impfen müsste, bedeutete das schlimmstenfalls 6.000 - 7.000 Todesopfer! Eine solche Katastrophe würde sicherlich ausreichen, um die Ministerin in Wüste zu schicken...
(Berechnung: 150 Todesfälle pro Jahr x 30 Jahre x Faktor 1,5 wegen Wiedervereinigung und Bevölkerungszuwachs)
Dabei würde eine gezielte Pockenimpfung besonders gefährdeter Personen
ausreichen, um gegen einen terroristischen Anschlag mit Pockenviren gewappnet zu
sein. Dies ist nicht nur meine Meinung sondern auch das Ergebnis einer
Computersimulation, die unter der Leitung von Elizabeth Halloran von der
Emory University durchgeführt wurde [1]. Die Wissenschaftler unterstellten
in ihrem Modell die absichtliche Verbreitung von Pockenviren in einer
amerikanischen Kleinstadt mit 2000 Einwohnern und berücksichtigten dabei, dass
die meisten Personen über 30 Jahre ohnehin über einen ausreichenden Pockenschutz
verfügen.
Quellen:
[1] Science 298(5597): 1428-1432 (2002)
[2] Proceedings of the National Academy of Sciences 99(16): 10935-10940 (2002)
Für weitere Fragen steht Ihnen unser PraxisTeam gerne zur Verfügung
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zuletzt aktualisiert am 04.12.2004 (RW)