Windpocken-Impfung, ernste Komplikationen?                                            Ó  kinderpraxis-juelich  (Feb-05)

    Bericht über mögliche ernste Komplikationen nach Windpockenimpfung aus "Pädiatrie Hautnah" 1/2005:

 

Hirninfarkt nach Varizellenimpfung

Die Assoziation einer Varizelleninfektion mit Hirninfarkten wurde erstmals 1983 beschrieben [1]. Typischerweise betroffen sind die Basalganglien und die Capsula interna/externa, wobei der Zeitpunkt der Ischämie zwischen 1 Tag vor Ausbruch des Exanthems und Monate nach der Primärinfektion variieren kann. Zwei Fälle nach Varizellenimpfung wurden nun genauer beschrieben:

Eine Klinik in den USA meldet zum ersten Mal das Auftreten der gefürchteten Komplikation Hirninfakt an zwei Kleinkindern nach Impfung mitVarizellenimpfstoff [2]. Die erste Patientin ist ein 18 Monate altes Mädchen, das eine linksseitige Hemiparese (Halbseitenlähmung) eine Woche nach Varizellen-Immunisierung entwickelte. Ihre eigene wie die Familienanamnese war bis zu diesem Zeitpunkt unauffällig. Die genaue körperliche Untersuchung zeigte eine linksseitig hängende Gesichtshälfte und eine Schwäche des Arms und Beins. Im Schädel-MRT war ein Infarkt der rechten Capsula exierna zu erkennen. Die Abklärung für Thrombose­prädisponierende Erkrankungen wie Protein-C- und -S-Mangel, Anriphospholipid-Syndrom und andere Gerinnungserkrankungen waren gänzlich unauffällig. Im peripheren Blut waren IgM und IgG für Varizellen positiv. Der einzige pathologische Nebenbefund war ein kleines persistierendes Foramen ovale (Vorhofseptumdefekt). Nach l-jähriger Behandlung mit ASS hatte sich das Mädchen neurologisch vollkommen erholt.

Beim zweiten Fall handelte es sich um ein 14-monatiges Mädchen, das sich wegen linksseitiger Schwäche vorstellte. Dabei wurde eine schwere Eisenmangelanämie diagnostiziert. Nach Erythrozytentransfusion und dem Beginn einer Eisensupplementation wurde sie entlassen. Sechs Wochen später wurde sie erneut wegen persistierender linksseitiger Schwäche vorgestellt. Die Anamnese ergab, dass die Hemiparese zum ersten Mal 5 Tage nach einer Varizellenimpfung aufgetreten war. Auch bei ihr war die sonstige Eigen- und Familienanamnese bis auf ein leichtes Asthma unauffällig. Das MRT zeigte einen Infarkt des Globus pallidus und des Putamens. Auch sie hatte nebenbefundlich ein kleines offenes Foramen ovale. 6 Monate später hatte sich die Hemiparese spontan gebessert, es blieb jedoch eine eingeschränkte Feinmotorik der linken Hand und eine Schwäche des linken Beins.

Kommentar von Jun.-Prof. Dr. Patrick Gerner:

"Die Inzidenz ischämischer Infarkte liegt im Jahr bei 1,2/100.000 Kinder. Es ist wissenschaftlich nicht möglich, anhand von zwei Fällen einen tatsächlichen Zusammenhang zwischen den dargestellten Erkrankungen und der zuvor durchgeführten Impfung einwandfrei herzustellen.

Ein Hauptargument für die generelle Einführung der Varizellenimpfung war die Vermeidung von schweren Komplikationen. Die bislang veröffentlichten Studien zur Varizellenimmunisierung sind noch nicht umfangreich genug, ihre Sicherheit bezogen auf solch seltene Erkrankungen zu beweisen."

1.Eda letal.Acute hemiplegiawith lacu-nar stroke after varicella infection. Brain Dev 1983; 5:494-9

2.Wirrell E et al. Stroke after varicella vaccination. J Pediatr 2004; 145:845-7

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zuletzt aktualisiert am 24.02.2005 (RW)