Unsere Praktische Ärztin Dr. Stefanie Klein
informiert:
Mit diesem kleinen Entwicklungskalender möchten wir Sie über die wichtigsten Entwicklungsschritte ihres Babys im ersten Lebensjahr informieren. Nie wieder wird sich Ihr Kind so rasch verändern und so viel lernen! Aber bitte nehmen Sie die Angaben nicht allzu genau. Es ist immer wieder erstaunlich und faszinierend zu sehen, dass jedes Baby bereits ein ganz individuelles Persönchen mit höchst unterschiedlichem Temperament ist. Natürlich entwickeln die Kinder sich deshalb auch unterschiedlich schnell, so dass Abweichungen von gut einem Monat durchaus normal sind. (Bitte vergleichen Sie Ihr Baby deshalb auch nicht mit dem Baby von nebenan oder irgendeinem anderen Baby.)
Nach der Geburt:
In Rückenlage hat Ihr Baby den Kopf meist zur Seite gelegt. Die Händchen sind zur Faust geschlossen, Arme und Beine gebeugt.
In Bauchlage kann Ihr Baby alleine seinen Kopf zur Seite drehen.
Wichtig ist: Um die allererste Untersuchung (U1) brauchen Sie sich nicht zu kümmern. Sie wird kurz nach der Geburt durchgeführt.
Die zweite Vorsorgeuntersuchung ist für den 3. Tag vorgesehen. Vielleicht sind Sie mit Ihrem Baby dann schon zu Hause. Rufen Sie bitte Ihre Kinderärztin/Ihren Kinderarzt an, denn diese Untersuchung ist auch zur Früherkennung von Stoffwechselerkrankungen wichtig.
Manche Babys beunruhigen die Eltern durch schnorchelnde Geräusche bei Nacht. Diese Geräusche kommen durch einen zu weichen Kehlkopf und sind meist ganz normal.
Wußten Sie, dass Ihr Baby schon wenige Stunden nach der Geburt die Stimme seiner Mutter von anderen weiblichen Stimmen unterscheiden kann?
Bis Ende des 1. Monats:
In Rückenlage sind Arme und Beine meist gebeugt. Die Händchen sind teils offen, teils geschlossen.
Das ca. 4 Wochen alte Baby führt seine Hand unwillkürlich zum Mund. Oft wird die ganze Hand oder auch nur der Daumen in den Mund gesteckt.
In Bauchlage zieht Ihr Baby die Beine nicht mehr so stark an. Es kann sein Köpfchen für mehrere Sekunden um etwa 45° anheben. Wackeln nach rechts oder links ist dabei völlig normal.
Ihr Baby reagiert aufmerksam auf Stimmen und Geräusche und schaut Ihnen gerne in Ihr Gesicht. Ein bewegtes Spielzeug (nicht zu nah, Abstand ca. 40-50 cm) kann es wahrnehmen und schon kurzfristig fixieren.
Ihr Baby kann laut und mit kräftiger Stimme schreien, wenn es z. B. hungrig ist.
Wichtig ist: keine Angst vor dem Verwöhnen! Spielen Sie oft mit Ihrem Baby, streicheln Sie es, nehmen Sie es auf den Arm.
Die Haut ist das größte Sinnesorgan Ihres Babys. Gönnen Sie ihm doch eine Babymassage! Es wird Ihre liebevolle Zuwendung genießen.
Bitte vergessen Sie nicht die U3!
Bis Ende des 2. Monats:
In Rückenlage kann Ihr Baby strampeln. Es kann sein Köpfchen auf beide Seiten legen. Die Arme werden manchmal angehoben, jedoch noch nicht bis zur Mittellinie. Die Hände sind geöffnet. In Bauchlage kann Ihr Baby seinen Kopf um ca. 45° anheben und kurze Zeit oben halten.
Die Arme liegen zum Abstützen auf den Unterarmen, allerdings noch nicht sehr stabil. Ihr Baby streckt sich schon etwas besser in der Hüfte, aber der Po ist noch leicht angehoben.
Wenn Sie Ihr Baby zum Sitzen hochziehen ist der Rücken schon straffer und weniger rund.
Falls Sie einen kleinen Schreihals haben, der Ihnen zahllose durchwachte Nächte und chaotische Fütterungszeiten beschert hat, werden Sie sich nun freuen, denn Ihr Baby beginnt Ihr Lächeln ebenfalls mit Lächeln zu beantworten. Das Schreien Ihres Babys wird jetzt schon differenzierter und zeigt seine Stimmungen an.
Bis Ende des 3. Monats:
Ihr Baby kann gerade auf dem Rücken liegen und seinen Kopf in Mittelstellung halten. Es kann seine Händchen bis zur Mitte bringen und betrachten. Es kann sogar schon eine Rassel für kurze Zeit festhalten!
In Bauchlage stützt sich Ihr Baby auf die Unterarme (noch nicht stabil) und kann so Kinn und Schultern leicht abheben. Dabei hält es seinen Kopf schon gut eine Minute oben.
(Anmerkung Dr. Weitz: Unterarmstütz kann bei konsequenten Rückenliegern mangels Übung komplett fehlen. Also nicht unbedingt ein Grund zur Sorge!)
Es schaut ein Spielzeug in 30-40 cm Abstand an und verfolgt es mit den Augen und Kopfwendung. Ihr Kind bekommt Spaß an seinen eigenen Lauten: es beginnt zu plappern, es gurrt und quietscht.
Es reagiert deutlich auf Ihr Lächeln oder freundlichen Zuspruch.
Wenn Sie möchten, können Sie mit Ihrem Baby jetzt schon schwimmen gehen.
Bitte vergessen Sie nicht die U4!
Wenn die Fäuste Ihres Babys jetzt noch fast andauernd geschlossen sind, sollten Sie mit Ihrer Kinderärztin/Ihrem Kinderarzt darüber sprechen.
Bis Ende des 4. Monats:
Von nun an wird es für die meisten Eltern entspannter. Die Koliken sind hoffentlich überstanden und ein Eß- und Schlafrhythmus pendelt sich so langsam ein. Ihr Baby kann schon so viel!
In Rückenlage strampelt es lebhaft und bewegt sich frei und locker. Es hilft beim Hochziehen aus der Rückenlage mit guter Kopfkontrolle mit. Aufgesetzt zeigt sich noch ein Rundrücken.
Es ist rührend zu sehen, wie faszinierend Ihr Kind seine Hände findet. Die Händchen werden aufmerksam betrachtet und immer wieder ins Blickfeld gebracht. Ihr Baby beginnt nach Spielzeug zu greifen. Es kann ein Spielzeug halten und in den Mund stecken. Das Spielzeug kann losgelassen werden, allerdings meist zufällig.
In Bauchlage kann Ihr Kind gerade liegen. Es kann seinen Kopf bis fast 90° anheben. Ihr Baby stützt sich schon recht stabil auf den Unterarmen ab. Die Händchen sind dabei manchmal noch geschlossen.
Es lächelt, quietscht vor Vergnügen und gibt zahlreiche Laute von sich. Es wendet sich Geräuschen zu und ist dabei ruhig und aufmerksam.
Bis Ende des 5. Monats:
In Rückenlage kann sich Ihr Baby von einer Seite auf die andere drehen und kommt dabei ab und zu in Bauchlage. Bei temperamentvollen Persönchen wird das Wickeln ganz schön schwierig.
Ihr Baby kann seine Füße anfassen und in den Mund nehmen. Auch ergriffenes Spielzeug wird eifrig in den Mund genommen und kann losgelassen werden. Gegenstände werden in allen Ebenen verfolgt.
In Bauchlage kann Ihr Kind sein Köpfchen bis auf 90° anheben und sich gut auf die Unterarme abstützen. Es kann dabei einen Arm nach vorne ausstrecken. Ihr Baby kann auch auf dem Bauch "schwimmen", also schaukeln ohne sich abzustützen. Wenn es hingestellt wird, stemmt es sich gegen die Unterlage.
Ihr Baby wendet sich einer sprechenden Person zu und lernt bereits zwischen Gesichtsausdruck und Tonfall zu unterscheiden.
Wenn Sie möchten, können Sie mit Ihrem Kind Gymnastik machen. Ihre Kinderärztin/Ihr Kinderarzt zeigt Ihnen gerne einige Übungen.
Bitte vergessen Sie nicht die U5!
Bis Ende des 6. Monats:
In Rückenlage rollt sich Ihr Baby von einer Seite auf die andere. Sie können es nirgends mehr alleine liegen lassen. Am sichersten ist Ihr Baby in seiner Wippe oder auf einer Decke auf dem Boden aufgehoben.
Ihr Kind faßt seine Füßchen an und betastet seinen Körper, um ihn zu erkunden.
Es wird immer interessierter und neugieriger. Wenn ein Spielzeug in Reichweite liegt, wird es versuchen, danach zu greifen und es vielleicht von einer Hand in die andere nehmen.
In Bauchlage stützt sich Ihr Kind mit gestreckten Armen ab. Auch im Sitzen stützt es sich mit den Armen ab und hält den Kopf jetzt sehr sicher.
Ihr Baby tänzelt gerne, wenn Sie es unter den Armen halten.
Vielleicht spielt es auch schon gerne verstecken. Es macht mit Silben und Ruflauten auf sich aufmerksam und beginnt durch forderndes Rufen Mama und Papa herbeizulocken.
Es fängt an zu "fremdeln", d. h. Fremde werden zunächst scheu und abwesend behandelt. Bitte beachten Sie: Ihr Kind möchte immer in Ihrer Nähe sein und Sie beobachten. Nehmen Sie es einfach mit in den Raum, in dem Sie beschäftigt sind.
Bis Ende des 8. Monats:
In Rückenlage möchte sich Ihr Baby meist auf den Bauch drehen.
In Bauchlage stützt es sich mit gestreckten Armen und geöffneten Händen ab. Es kann seinen Po hochheben und so in den "Vierfüßlerstand" kommen. Auf dem Bauch beginnt Ihr Kind zu robben, eine Vorstufe des Krabbelns. Viele Kinder genießen es, dass sie sich schon vorwärts bewegen können. Sie tun das mit großer Ausdauer, so dass Sie ständig aufpassen müssen. Beim Sitzen kann sich Ihr Baby nach vorne und zur Seite abstützen. Es kann seinen Rücken gerade halten.
Ihr Kind kann sich an Ihren Händen hochziehen. An Möbeln kann es ich zum Knien hochziehen. Beim Spielen greift Ihr Kind nach allen interessanten Dingen und die Welt ist voll davon!
Es klatscht in die Hände und macht (vielleicht) auf Aufforderung "winke-winke". Es lernt Materialien kennen und zwischen angenehmen und unangenehmen Oberflächen zu unterscheiden. Ihr Kind beginnt aus der Hand zu essen und aus der vorgehaltenen Tasse zu trinken.
Wichtig ist: In dieser Zeit kommen oft mehrere Zähnchen und Ihr Kind ist anfällig für Infektionskrankheiten. Fieber, Husten und Durchfall sind eher Zeichen für eine Infektionskrankheit und sollten von Ihrer Kinderärztin/Ihrem Kinderarzt behandelt werden.
Bis Ende des 9. Monats:
Rücken- und Bauchlage werden als Haltung kaum noch angenommen. Ihr Kind dreht sich über die Seitenlage und kommt so zum Sitzen. Frei Sitzen kann es schon mehr als eine Minute lang und sich dabei nach vorne beugen ohne das Gleichgewicht zu verlieren. Auf dem Po sitzend kann Ihr Kind sich um die eigene Achse drehen und vorwärts rutschen. Manche "Porutscher" behalten diese Art der Fortbewegung lange bei und krabbeln deshalb erst spät. Viele Kinder krabbeln aber auch schon mit hoher Geschwindigkeit, was Ihnen großen Spaß macht. Dabei kann das Kind den Eltern folgen oder die Eltern müssen dem Kind folgen!
Ihr Racker kann sich an Gegenständen hochziehen und auf und nieder wippen. An den Händen gehalten steht er kurze Zeit gerade (meistens sehr stolz) und belastet seine Füßchen voll.
Gegenstände werden jetzt mit Daumen und Zeigefinger ergriffen. Wenn Ihr Kind aus der Tasse trinkt, möchte es helfen, die Tasse zu halten.
Die Geschichten, die Sie erzählt bekommen, werden abwechslungsreicher. Ihr Kind sagt Doppelsilben und imitiert Laute, die es hört oder selbst macht. Es beginnt zu flüstern und versteht schon einfache Fragen.
Das Spiel wird immer vielseitiger: Ihr Kind versteckt sich, stopft Gegenstände in Gefäße und holt sie heraus.
Sehr beliebt ist das "Ich lasse etwas fallen und du mußt es aufheben"-Spiel. Wetten, dass Ihr Kind länger durchhält als Sie?
Bis Ende des 10. Monats:
Ihr Kind schaukelt jetzt auf allen Vieren ohne dabei umzufallen. Aus der Bauchlage setzt es sich von alleine auf. Es sitzt frei, mit gutem Gleichgewicht und kann sich zu allen Seiten abstützen.
Meist kann Ihr Kind recht schnell krabbeln, jedenfalls kommt es in Bauchlage vorwärts.
An der Hand oder durch Hochziehen an Möbelstücken kann es für eine kurze Weile stehen. Ihr Kind greift im Pinzettengriff. Es ist äußerst neugierig und hat Spaß am Entdecken, was recht gefährlich werden kann.
Es reagiert auf seinen Namen und auf Aufforderungen wie "Gib mir". Dabei erzählt es viel und gerne. Bitte loben Sie Ihr Kind häufig, denn es beginnt zu verstehen, wenn man es lobt oder tadelt.
Bis Ende des 11. Monats:
Ihr Kind ist ein wendiger Racker und erobert Ihre Wohnung. Es zieht sich an Möbeln hoch und macht an der Hand die ersten unsicheren Schritte. Seine Gefühle kann es jetzt schon durch Umarmen ausdrücken.
Bitte denken Sie daran, dass Ihr Kind alles herunterziehen kann und keine Schublade mehr sicher ist.
Bitte denken Sie an die U6!
Bis Ende des 12. Monats:
Erinnern Sie sich noch an das kleine Neugeborene, dass Sie vor einem Jahr nach Hause gebracht haben? Nun kann Ihr Kind an einer Hand laufen. Vielleicht macht es an seinem Geburtstag die ersten Schritte schon ganz alleine. Es ist aber auch völlig normal, wenn es dazu noch ein paar Monate Zeit braucht. Ihr Kind kann seitwärts an Möbeln entlanglaufen. Es kann sich mit einer Hand festhalten und mit der anderen einen Gegenstand aufheben.
Mühelos setzt es sich hin, mit gutem Gleichgewicht und gestrecktem Rücken.
Ihr Kind kann selbständig aus der Tasse trinken, wenn man sie ihm in die Hand gibt.
Bitte benutzen Sie kein Nuckelfläschchen! Gesunde Zähne sehen viel hübscher aus.
Ihr Kind spielt konzentriert und schlägt z. B. zwei Würfel aneinander.
Auch kleinste Krümel und Fädchen werden geschickt aufgenommen und scheinen auch noch zu schmecken.
Sein Sprachschatz umfaßt etwa zwei Worte. Es kann laut und leise sprechen und versteht schon recht viel (vielleicht mehr, als wir denken!).
Ihr Racker hat durchaus eigene Wünsche und kann schon Tricks anwenden, um diese zu erreichen.
Bitte beachten Sie: Sollte Ihr Kind kein Lauf- oder Sprachgenie sein, lassen Sie ihm noch Zeit. Ihre Kinderärztin/Ihr Kinderarzt kann Ihnen z. B. Spiele zur Sprachförderung zeigen.
Für alle weiteren Fragen steht Ihnen unser PraxisTeam gerne zur Verfügung ...
zuletzt aktualisiert am 04.12.2004 (SK)